Wie kannst du für eine Atmosphäre von Geborgenheit in deiner Familienwohnung sorgen? Hier gebe ich dir die ersten 5 von 10 Tipps.
1 – Sorge für Wärme und Behaglichkeit in deinen Räumen!
Wenn ein Raum ständig zu kalt ist und wir frieren, dann können wir uns nicht entspannen. Ähnliches gilt für überhitzte Wohnungen.
Entspannung und Wohlbefinden ist aber wiederum die Voraussetzung für das Gefühl von Geborgenheit. Natürlich kann das Wärmeempfinden der Familienmitglieder sehr unterschiedlich sein. Der Mann sitzt im T-Shirt, während die Frau sich in die Kuscheldecke hüllt. Dein Kind springt und turnt viel und hat dadurch ein anderes Wärmeempfinden als du. Sorge dafür, dass sich alle Familienmitglieder wohlfühlen.
Den schönen Spruch: „ Zieh dir eine Jacke an, mir ist kalt!“ finde ich an der Stelle sehr passend. Besonders bei unseren Kindern unterschätzen wir oft, wieviel sie in Bewegung sind, und dass sie dadurch natürlich ein anderes Wärmeempfinden haben als wir, wenn wir still da sitzen. Deshalb ist es wichtig, Möglichkeiten zu finden, die das Wärmebedürfnis aller Familienmitglieder erfüllen können.
Vielleicht habt ihr einen Kamin- oder Kachelofen, an dem ihr es euch gemütlich machen könnt. Vielleicht ist der Kuschelplatz aber auch das Sofa mit vielen Decken und Kissen. Bei uns hat jedes Familienmitglied seine eigene Kuscheldecke, die immer bereit liegt. Und selbst für Besuch haben wir einen Korb mit Kuschelsocken in verschiedenen Farben und Größen immer bereitstehen.
Man kann auch in bestimmten Bereichen, die besonders warm sein sollen, Strahlungsheizungen einbauen. Großflächige Heizflächen wie Wandheizungen, Fußbodenheizungen oder Deckenheizelemente wirken dabei wie die Wärme der Sonnenstrahlen. Es ist also gar nicht immer notwendig den gesamten Raum auf 24°C zu heizen, ein Heizelement, das genau an der Stelle Strahlungswärme abgibt, wo du gemütlich sitzt, reicht oft schon aus. Wir kennen den Effekt, wenn wir bei Minusgraden in der Wintersonne sitzen.
Wichtig ist es, auch im Winter und trotz der Kälte draußen, regelmäßig kurz zu Lüften. Mit Anzahl und Dauer der Personen im Raum steigt der Kohlendioxidgehalt in der Luft – die Luft ist verbraucht und stickig. Das macht uns müde, senkt die Konzentrationsfähigkeit und kann Kopfschmerzen und Unwohlsein verursachen – also das Gegenteil von Entspannung. Eine gute Raumluftqualität ist gesundheitsfördernd.
2 – Verwende natürliche Materialien und schaffe weiche und warme Oberflächen!
Wenn man uns fragt, welche Materialien für uns Geborgenheit ausdrücken, antworten viele: Holz, ein weicher flauschiger Teppich, schöne Kissen oder ein gemütlicher Sessel.
Auch Studien belegen, dass natürliche Materialien, besonders Holz, aber auch Lehm, Kork oder verschiedene natürliche Textilien einen stressmindernden Einfluss auf uns haben. Wähle also nach Möglichkeit deine Fußböden, Möbel und Wandoberflächen mit Blick auf dieses Wissen aus. Auch hinsichtlich der Nachhaltigkeit und Schadstoffbelastung sind natürliche Materialien besser geeignet für eure Familienwohnung.
Weiche und warme Oberflächen, wie Holzböden, Teppiche, Kissen und weiche Polstermöbel reduzieren zusätzlich die Verletzungsgefahr für Kinder. Auf einem harten Fliesenboden fällt und bewegt man sich anders als auf einem Holz- oder Teppichboden. Die Rutschgefahr sinkt.
Steinböden, Glasoberflächen und Metallflächen, sogenannte „kalte Materialien“ lassen das Gefühl von Geborgenheit eher missen. Sogenannte „warme Materialien“ dagegen geben uns ein angenehmes Wohlgefühl. Natürlich sind die Materialien an sich nicht kälter oder wärmer. In einem Raum bei Zimmertemperatur haben auch alle Gegenstände Zimmertemperatur. Aber Materialien leiten die Wärme bei Berührung unterschiedlich stark ab und fühlen sich daher kälter oder wärmer an. Kennt man diese Materialeigenschaften, kann man sie entsprechend anwenden und seine Materialien auswählen.
Besonders unsere Kinder nehmen ihre Umgebung mit allen Sinnen wahr, in den ersten Jahren steht besonders die taktile Wahrnehmung im Vordergrund – der Tastsinn. Da unsere Kinder viel Zeit am Boden verbringen und wir dann meist mit ihnen, ist es daher besonders ratsam auf „warme Materialien“ zu achten.
3 – Achte auf harmonische Proportionen und Formen!
Was ist harmonisch? Laut Definition: „in Einklang mit …“, „stimmig…“ oder „ausgewogen…“
Harmonische Größenverhältnisse von Räumen fühlen sich instinktiv richtig an. Wenn Länge, Breite und Höhe eines Raumes in einem guten Verhältnis zueinanderstehen, entsteht auch in uns ein stimmiges Gefühl. Alles passt.
Ihr kennt das sicher: ihr betretet einen Raum und könnt auf Anhieb sagen, ob ihr euch hier wohlfühlt oder eher nicht. Harmonische Formen und ausgeglichene Proportionen sind auch ein Faktor, der diese Wirkung beeinflusst. Ist ein Raum beispielsweise zu hoch im Verhältnis zu seiner Grundfläche, fühlt er sich schnell wie eine Halle an. Auch wenn Räume grundsätzlich zu groß sind im Vergleich zu unserem menschlichen Maßstab, ist es schwer sich in ihnen geborgen zu fühlen.
Durch die richtige Positionierung von Möbeln und den richtigen Einsatz von Farben kannst du die Größenwirkung eines Raumes zusätzlich beeinflussen. Ein Sofa in einer zweigeschossigen Galerie wird dir vermutlich nie das gleiche Gefühl von Gemütlichkeit vermitteln können, wie ein Sofa in einer gemütlichen Raumecke.
Vermeide außerdem Möbel mit scharfen Kanten. Wähle lieber runde Formen und abgerundete Ecken. Das erspart so manchen blauen Fleck und steigert intuitiv das Behaglichkeitsgefühl. Scharfe Kanten und spitze Ecken verbinden wir instinktiv mit Bedrohung.
Prinzipiell ist es ein guter Anhaltspunkt, wenn man sich an den Formen und Proportionen aus der Natur orientiert. Diese sind wir gewohnt und wir empfinden sie generell als harmonisch und stimmig.
4 – Wähle das richtige Licht!
Was ist das richtige Licht? Zum einen ist es wichtig, dass wir ausreichend Tageslicht bekommen, da das Tageslicht mit seiner Lichttemperatur und Lichtfarbe in unserem Körper bestimmte Hormone ausschüttet, die uns wach, vital und fit werden lassen. Zusätzlich können dunkle Räume auf Dauer ein Gefühl von Beengtheit erzeugen. Dies kann zu Unwohlsein, Stress und Aggression führen.
Ebenso wichtig wie Tageslicht ist es aber auch, besonders am Abend, warme und diffuse Lichtquellen in der Wohnung zu haben. Abends möchten wir im Körper ein anderes Hormon aktivieren, das uns hilft, zu entspannen und in einen guten Schlaf zu finden.
Besonders für Kinder ist es wichtig, dass sie vor dem Schlafengehen in Räumen mit gedämpftem Licht zur Ruhe kommen können. Vermeide einfache Deckenstrahler, die den ganzen Raum grell oder diffus in eine gleiche Stimmung tauchen. Nutze stattdessen lieber verschiedene Lichtquellen wie Stehleuchten, Tischleuchten oder andere dekorative Lampen, die du je nach Stimmung einschalten kannst.
Ändere bewusst die Lichtstimmung, wenn es Richtung Schlafenszeit geht. Dezentrale Lichtquellen mit einer warmen Lichtfarbtemperatur (<2500 Kelvin) und einer geringeren Lichtleistung eignen sich gut, um in die abendliche Entspannung zu finden.
Am Morgen dagegen, ist es hilfreich und aufmunternd, Lichtsituationen zu schaffen, die denen des Sonnenaufgangs ähneln. Hier gibt es eine Vielzahl an Produkten, die dieses Szenario imitieren und das Aufwachen erleichtern sollen.
Sind die Tätigkeiten und Bedürfnisse der Familienmitglieder zur gleichen Zeit unterschiedlich, kann das herausfordernd sein. Einer will lesen, eine lieber bei gedämpftem Licht einen Podcast hören und das Kind braucht ausreichend Licht, um seine Legosteine farblich zu sortieren. Dann empfehle ich ebenfalls die Nutzung verschiedener dezentraler Lichtquellen – eine reduzierte Grundbeleuchtung und einzelne Spots und Leseleuchten auf die Bereiche, in denen das Licht tatsächlich gebraucht wird.
5 – Verwende warme Farben bei der Gestaltung!
Warme und dezente Farbtöne bewirken Entspannung und ein wohliges Gefühl und können beruhigend wirken. Besonders im Kinderzimmer solltest du mit allzu kräftigen und bunten Farben sparsam umgehen und sie gezielt verwenden, weil sie auch schnell zu einer Reizüberflutung führen können. Erfahrungsgemäß werden Kinderzimmer bereits durch ihr Inventar und das Spielzeug ganz von allein bunt.
Reizüberflutung vermeiden bedeutet allerdings nicht im Gegenzug alle Wände weiß zu lassen. Glatte weiße Wände können nämlich schnell das Gegenteil bewirken und Monotonie und Langeweile erzeugen. Unser Nervensystem braucht eine gewisse Reizmenge, um sich in einem optimalen Zustand der Aktivierung zu befinden.
Das gesunde Mittelmaß ist hier, wie überall, der Schlüssel. Dann fühlen wir uns in unseren Räumen wohl und geborgen.
Warme Farben sind beispielsweise Gelb- und Orangetöne, ähnlich wie sie das Morgen- oder Abendlicht erzeugen kann.
Ein Tipp, wenn du noch unentschlossen bist, welche und wieviel Farbe guttut: Verwende für große Flächen, die du nicht leicht verändern kannst, eher dezente Farben und probiere kräftige Farben eher bei Kissen, Vorhängen, Einrichtungsgegenständen und Wandbildern aus. Also bei Dingen, die man auch schnell wieder austauschen oder abhängen kann oder die man jahreszeitlich eh wechseln würde.
Auch bei den Farben und der Intensität der Farben kann es ratsam sein, sich an der Natur zu orientieren. Beobachten wir die Natur einmal, stellen wir fest, dass wir am Boden die dunkelste Farbe finden – Erde, Gras, Stein, Waldboden. Seitlich begrenzende Flächen wie die Wände können dann schon heller sein und die Decke – also der Himmel – nach oben ist am hellsten im Raum. Diese Staffelung entspricht am ehesten der Natur und fühlt sich daher auch im Raum stimmig für uns an. Ich spreche dabei explizit von langfristigen Aufenthaltsräumen, in denen uns Erholung, Sicherheit und Geborgenheit wichtig sind. In einem Restaurant oder einer Bar, in speziellen Rückzugsräumen oder Wellnessoasen kehrt man dieses Prinzip auch gern mal um, und erhält so einen besonderen Mystery-Effekt, einen speziellen Erlebnischarakter.
In täglichen Aufenthaltsräumen und in Hinblick auf die langfristige Wirkung eines Raumes auf unser Wohlbefinden, empfehle ich allerdings, sich an der Staffelung von dunkel nach hell von unten nach oben zu orientieren.