Zum Inhalt springen

10 Tipps für räumliche Geborgenheit / Teil2

Wie kannst du für eine Atmosphäre von Geborgenheit in deiner Familienwohnung sorgen? Hier der zweite Teil -Tipp 5 bis 10.

6 – Beziehe die Natur in deine Wohnung mit ein!

Wie bereits beschrieben, helfen natürliche Materialien, sich geborgen zu fühlen. Aber eine besondere Wirkung haben Grünpflanzen in der Wohnung auf uns. Sie fördern nicht nur ein gutes Raumklima, sondern haben auch eine regenerative Wirkung auf uns und unseren Körper. Einige Grünpflanzen sind sehr gut geeignet, weil sie luftreinigend wirken und auch den Feuchtegehalt in der Raumluft regulieren können.

Falls ihr nun aber keinen grünen Daumen habt oder keine Zeit, um Pflanzen zu pflegen, hier die gute Nachricht: es gibt Studien, die nachweisen, dass auch schon künstliche Pflanzen oder Naturbilder eine entspannende Wirkung auf uns haben. Die Bilder sollten dabei keine dramatischen Naturszenen zeigen, sondern eher entspannende Motive aufweisen – ein Sonnenuntergang, ein lichtdurchfluteter Wald, Meer- oder Seeblick – alles, was euch gefällt und euch träumen lässt. Vielleicht verwendet ihr sogar eure eigenen Urlaubsbilder. Dann ist die emotionale Verbindung zum Motiv noch stärker.

Auch Wandtapeten sind geeignet. Durch ihre Größe und mit der richtigen Proportion und Perspektive können sie uns direkt eintauchen lassen in eine Naturwelt.

Welche Möglichkeiten gibt es noch, Natur in die Wohnung zu holen? Ja – Haustiere, das wäre ein eigenes Thema – aber mal so viel: ein Aquarium kann wunderbar entspannend wirken. Wasser allgemein hat einen ähnlichen Effekt wie Feuer, wenn es uns nicht in einer bedrohlichen Situation begegnet, fasziniert es uns. Also auch ein Zimmerbrunnen kann in uns dieses Gefühl der Behaglichkeit wecken.

Hier kommt noch ein weiterer Faktor dazu: Naturgeräusche. Das Plätschern von Wasser wirkt auf uns beruhigend. Ähnlich wie Meeresrauschen oder Vogelgezwitscher. Mit ausgeklügelten Soundsystemen oder auch einer einfachen Zwitscherbox kann man eine entspannende Klangatmosphäre schaffen.

Nicht zu vernachlässigen ist auch die Wirkung von natürlichen Raumdüften. Gerade erst konnten viele von uns erleben, welchen angenehmen Duft ein Tannenbaum im Raum verbreiten kann. Eine frisch aufgeschnittene Orange oder ein Strauß duftender Rosen – Geschmäcker und Duftvorlieben sind verschieden. Bei einer künstlichen Raumbeduftung ist es wichtig, dass alle Familienmitglieder die Düfte gut und gern riechen können und dass sie dezent verwendet werden.

Egal ob Grünpflanzen, Landschaftsbilder, ein Aquarium oder der Zimmerbrunnen, Geräusche oder Düfte – alles, was uns evolutionär an die Natur erinnert, hilft uns beim Erholen.

7 – Schaffe dir und deinem Kind Ausblick in die Natur!

Der Aufenthalt in der Natur kann nachweislich stressmindernd und gesundheitsfördernd wirken. Aber auch schon ein kurzer Blick in die Natur fördert Regeneration und Entspannung und löst positive Emotionen in uns aus.

Wenn du von deiner Wohnung aus in die Natur, auf einen Baum oder einen Garten blicken kannst, nutze das! Positioniere Sitzmöbel oder auch euren Esstisch so, dass ihr den Ausblick genießen könnt.

Schaffe auch für dein Kind die Möglichkeit, diesen Ausblick zu genießen. Oft sind Fensterbrüstungen so hoch, dass dein Kind nicht gut hinausschauen kann. Stelle ein Podest her, stelle einen Hocker oder eine Sitzbank ans Fenster, auf die dein Kind klettern kann, um das Geschehen draußen zu beobachten. (Natürlich immer altersgerecht mit Blick auf die Sicherheit und Schutz vor Absturzgefahr.)

Die Verbundenheit mit der Natur schafft Geborgenheit und Erholung. In verschiedenen Studien wurde eine naturnahe Umgebung für Kinder gegenüber einer reizarmen Umgebung untersucht. Besonders kognitive Fähigkeiten aber auch die Impulskontrolle und die Fähigkeit zur Selbstregulation waren bei Kindern in naturnaher Umgebung erhöht.

Auch das Beobachten der Natur durchs Fenster kann uns und unsere Kinder entspannen und vermittelt den Kindern neue Erkenntnisse: wie bewegt der Wind die Äste, wie verändert sich der Baum vor dem Haus in den verschiedenen Jahreszeiten, wann ist es hell, wann wird es dunkel… all diese Beobachtungen sind wertvoll für unsere Kinder zum Verstehen der Welt.

8 – Schütze euch vor Einblicken von außen!

Wenn ich Menschen frage, was sie mit „Zuhause“ verbinden, kommt oft die Antwort: zuhause kann ich so sein, wie ich bin. Ich kann mich fallen lassen und entspannen.

Sich in seinem Tun unbeobachtet zu fühlen ist ein wesentlicher Aspekt vom „Zuhause sein“ und von Geborgenheit.

Schütze also eure Privatsphäre, besonders in den Bereichen eurer Wohnung, in denen du es für nötig hältst, in denen du dir Intimität und Privatheit wünschst. Die heute eher typischen Wohnungen mit bodentiefen Fenstern sind zwar ein verständlicher Trend, passen aber nicht immer zur äußeren Wohnumgebung. Oft steht zuerst das Bedürfnis nach viel Licht im Vordergrund. Und erst auf den zweiten Blick erkennen wir, dass dies aber eben genauso den Einblick von außen ermöglicht. Besonders am Abend verwandeln sich diese lichtbringenden Fenster in kalte schwarze Flächen, die jegliches Gefühl von Geborgenheit verschwinden lassen.

Stehen sich diese Fensterflächen im Grundriss gegenüber, kann man sogar am Tag durch die komplette Wohnung durchschauen, da am Ende des Raumes wieder Licht zu sehen ist. Einen ähnlichen Effekt haben wir, sobald es dämmert und wir ein Licht in den Innenräumen einschalten. Dieser Effekt wird oft nicht bedacht und je nach Entfernung der umliegenden Häuser fühlen wir uns dann beobachtet und tatsächlich sind wir es ja auch.

Die Lösung: Sichtschutz vor den Fenstern. Es gibt viele Möglichkeiten: Stores, Vorhänge, Außen- oder Innenjalousien, Raffrollos oder Folien zum Bekleben der Fensterscheiben. Von letzteren rate ich allerdings ab (außer vielleicht im WC), da du dir dadurch die flexible Möglichkeit des Wechsels „von Ausblick haben“ und „keinen Einblick gewähren“ nimmst. Vorhänge haben ganz nebenbei auch noch den positiven Effekt, dass sie raumakustisch und gestalterisch durch Farbe und Muster wirken können.

Wenn du baulich Einfluss nehmen kannst, achte auf kleinere Fenster mit Brüstungen in den Bereichen, in denen euch die Privatsphäre und Schutz vor Einblicken besonders wichtig ist. Prüfe auch die Nachbargebäude und deren Ausblickmöglichkeiten.

 9 – Schütze euch vor Lärm und unangenehmen Geräuschen! Sorge für eine gute Akustik!

Lärm macht uns krank. Lärm steigert den Blutdruck und fördert Stress und Aggressionen. Jedoch nicht alle Geräusche sind Lärm.

Von Lärm sprechen wir erst, wenn uns die Geräusche als Belästigung erscheinen. So kann zum Beispiel das Meeresrauschen im Urlaub viel lauter sein als die Straße nahe unserer Wohnung und doch empfinden wir die Straße als Belästigung, das Meer meist wohl eher nicht.

Unsere Emotionen spielen bei dem, was wir als Lärm empfinden durchaus eine entscheidende Rolle.

Was kannst du nun tun, um Lärm zu vermeiden oder zu reduzieren?

Stehst du noch vor dem Einzug in eine neue Wohnung, prüfe die Geräuschkulisse in den verschiedenen Zimmern möglichst zu verschiedenen Tageszeiten bei offenem und geschlossenem Fenster. Schaue, ob Straßen, Bahngleise oder Flugschneisen in der Nähe sind. Prüfe die Schalldämmwerte von Fenstern und Türen, oder lasse dir entsprechende Zertifikate mit den angegebenen Schallschutzklassen vorlegen.

Bei Einzug oder wenn ihr später störende Lärmfaktoren bemerkt, kannst du die Räume in deiner Wohnung so anordnen, dass Zimmer, in denen ihr schlaft, eher zu einer ruhigen Gebäudeseite hin gewählt werden. Es empfiehlt sich auch, Jugendzimmer mit einem größeren Abstand zum Elternschlafzimmer zu wählen oder besondere Schallschutzmaßnahmen zwischen den Zimmern vorzunehmen.

Für eine gute Akustik, einen guten Klang und wenig hallende Geräusche in deinen Räumen sorgst du auch, indem du in deiner Einrichtung textile Materialien verwendest und viele harte Oberflächen wie Glas, Stein, Fliese, Metall an den Wänden, Böden und bei deinen Möbeln vermeidest. Auch Grünpflanzen können zu einer besseren Akustik beitragen.

10 – Wähle den richtigen Ort für deinen Wohlfühlplatz!

Was meine ich mit dem richtigen Ort?

Wir kennen es beispielsweise, wenn wir ein Restaurant besuchen. Instinktiv suchen wir uns einen geschützten Platz, vielleicht mit einer Wand oder Begrenzung im Rücken. Vermutlich wählen wir auch einen Platz, an dem wir einem Überblick über den Raum haben.

Wir bevorzugen solche Sitzplätze, weil sie uns Schutz und Sicherheit bieten. Sitzplätze mitten im Raum wirken zwar schön für werbeträchtige Fotos, können uns aber diese Sicherheit und die Geborgenheit nicht geben.

Allgemein sind Räume, die uns umschließen und klar begrenzt sind und nicht zu offen wirken, empfehlenswert dort, wo wir uns länger aufhalten und entspannen wollen. Hier sollte ein ausgewogenes Maß an Fenstern und geschlossenen Wandflächen vorhanden sein. Denn um uns Geborgenheit zu geben, brauchen Räume Grenzen.

Wenn wir uns nun in die Perspektive unserer Kinder versetzen und uns mit dem kindlichen Maßstab beschäftigen, wird uns klar, dass die Räume, die Erwachsene bevorzugen – groß und weit – nicht unbedingt, die Räume sind, die unseren Kindern Geborgenheit vermitteln. Deshalb ist es so wichtig, dass du auch deinem Kind Wohlfühlplätze schaffst, an denen die Raumproportionen entsprechend angepasst sind. Wohlfühlplätze sind auch Rückzugsorte, Oasen der Entspannung, zum Auftanken – nicht nur für uns Erwachsene, auch für unsere Kinder.

Besonders kleinen Kindern sollten diese Wohlfühlorte auch in der Nähe der Eltern ermöglicht werden. Für dich selbst solltest du schauen, dass du einen Bereich oder sogar ein Zimmer ganz nach deinen Vorlieben gestalten kannst, einen Bereich, der ganz klar als dein Platz erkennbar ist, umgeben von deinen Lieblingsdingen, gestaltet nur von dir für dich. <3

Wenn dir ein paar meiner 10 Tipps für Geborgenheit geholfen haben, lass es mich gern wissen. Wenn du weitere Anregungen hast, freue ich mich auf den Austausch mit dir.

Schreib mir gern! Für mehr Geborgenheit in unseren Räumen. Jana